RAUM EHINGEN - Das Wildschwein im noch nicht abgeernteten Maisfeld ist ein Albtraum für Landwirte und Jäger in gleichem Maße. Der Bauer hat den Schaden, und der Jäger muss ihn bezahlen. Da sich Landwirte auch als "Energiewirte" verstehen, haben die Jäger Sorge, dass sie für immer mehr Schäden aufkommen müssen.
Der Ehinger Jäger Alex Rothenbacher ist Pressesprecher der Kreisjägervereinigung. Bei der Kirbe in Ehingen hatte er einen Informationsstand mit einem Wildschwein aufgebaut. "Dieses Jahr hätten wir in unserem Jagdrevier in Granheim-Ost insgesamt 22 Maisäcker umzäunen müssen", erzählt der Ehinger. Er macht eine Rechnung auf: "Wir hätten 7,5 Kilometer Zaun mit 600 Pfosten gebraucht. Dazu noch die elek-tronische Ausrüstung wie Batterien und Ladegeräte. Das hätte rund 10 000 Euro gekostet. Und vor Wildschäden wären wir trotzdem nicht hundertprozentig geschützt gewesen."
Gegen solche Schäden können sich die Jagdpächter nicht versichern.
Rothenbacher und seine Jagdfreunde verstehen es aber, die Zahl der Wildsauen bei der Jagd - auch durch das Anlocken durch Fütterung --zu dezimieren. So verursachen sie bei der Futtersuche im Mais- und Getreidefeld keine großen Schäden. Hans Götz, Kreisobmann des Bauernverbands, rät den Jägern grundsätzlich, die Maisflächen in gefährdeten Bereichen einzuzäunen. "Der Mais ist bei den Sauen begehrt, wenn die Pflanzen jung sind und wenn sie kurz vor der Ernte stehen." Dass die Mais-anbaufläche in den vergangenen Jahren wesentlich größer geworden ist, wie verschiedentlich zu hören ist, bestreitet erJosef Kaifler, Leiter des Fachdiensts Landwirtschaft im Landratsamt des Alb-Donau-Kreises, bestätigt: "Im Jahr 1991 waren es noch 7800 Hektar, jetzt sind es 8400." Im langfris-tigen Vergleich allerdings hat die Maisanbau-Fläche gegenüber dem Jahr 1979 um 21 Prozent zugenommen.
Kreisjägermeister Winfried Eggert berichtet, dass die Jäger sich um eine Unterscheidung zwischen Futter- und Energiemais bemühen. Auf politischer Ebene wird darüber verhandelt, dass die Jäger künftig den Schaden an gewerblich genutztem Mais, also dem Mais für Biogas-Anlagen, nicht mehr begleichen müssen. "Wenn das Finanzamt diese beiden Nutzungen von Mais auseinanderhalten kann, dann kann"s auch der Bauer", sagt Eggert. Dass eine solche Vereinbarung in Bälde durchgesetzt werden kann, scheint allerdings zweifelhaft.
Sie raufen sich zusammen
Vorerst müssen sich die Jäger und die Bauern noch zusammenraufen. Die Landwirte sollten beim Säen einen Meter Abstand zu Wegen halten, sodass die Jäger ihre Zäune ziehen können. Und die Jäger räumen die Felder schon mal von liegen-gebliebenen Maiskolben nach der Ernte frei, um die Schweine davon abzuhalten, in der Wintersaat zu wühlen. Am gefährlichsten sind übrigens führungslose Rotten von Jungschweinen.
Quelle: http://www.szon.de/lokales/ehingen/ehingen/200909170156.html